Wo ein japanischer Kindergarten heute steht…

Ich weiss nicht, wie es sonst in der Welt ist. In Japan scheint der Begriff Kindergarten allmählich zu verblassen. In der Modernisierungszeit haben wir ihn vom Westen, von Fröbel genommen, und es gibt inzwischen über 10,000 Kindergärten (darunter staatliche und private) in Japan. Mehr als die Hälfte davon sind die staatlich anerkannten privaten Kindergärten, und unser Nasu Mifuji Kindergarten ist ein solcher. Rechtlich sind diese privaten Kindergärten gemeinnützige Schulvereine, die auch Schulen betreiben könnten.

Neben dieser Gruppe oder Strömung der Kindergärten gibt es die Kategorie der Kindertagesstätten, die auch ihren Anfang in der Modernisierungszeit hatten. Die Kitas zählen in Japan über 27,000 und die Nachfrage wächst ständig, so dass im Oktober 2018 über 47,000 Kinder noch keinen Platz in einer Einrichtung hatten.

Dieser Platzmangel für die Kleinkinder stellt sich als ein brennendes soziales Problem dar, und viele Mütter leiden darunter. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Kinder, die einen Kindergarten besuchen, immer weiter ab, so dass viele Kindergärten sich in finanziellen Nöten finden.

Daher war es verständlich, dass seit langem von Seiten der Regierung das Bemühen bestand, die zwei Richtungen Kindergärten und Kitas zu vereinigen, damit den vielen Kindern mehr Plätze zur Verfügung gestellt werden könnten, die noch darauf warten, in eine Einrichtung aufgenommen zu werden.

Im Jahr 2015 kam der Gesetz zur “Unterstützung der Kinder und Kinderbetreuung” in Kraft, wodurch sowohl Eltern als auch pädagogische Einrichtungen für Kleinkinder finanziell unterstützt werden sollten.  Was sich dadurch geändert hat, war unsere Beziehung zur lokalen Behörde. Während wir, die wir als Kindergarten unter dem Erziehungsministerium stehen, von der Präfektur genehmigt werden und daher früher  immer Verhandlungen mit der Präfektur zu führen hatten, geht es nun um die Zusammenarbeit auf der kommunalen Ebene, weil das Unterstützungsgeld zum grossen Teil direkt aus der lokalen Gemeinde kommt. Die Kindergärten, die sich entschlossen haben, in das neue System einzutreten, werden jetzt parallel zu den Kitas, die sowieso an die lokale Gemeinde angeschlossen sind, mit behandelt.

Gegenwärtig wird die öffentliche Aufmerksamkeit eher auf die finanzielle und Verwaltungsseite der pädagogischen Einrichtungen gerichtet. Es wird kaum diskutiert, woran die Identität eines Kindergartens oder einer Kindertagesstätte zu sehen wäre. Was sind die eigentlichen Aufgaben dieser zwei Richtungen, was haben sie mit einander gemeinsam, und wo sind die Unterschiede? Und wo liegt das Japanische, wenn es so etwas überhaupt gibt?