Diese Gruppe setzt es sich zur Aufgabe, die Zusammenarbeit von Medizin und Pädagogik zu fördern. Um an diese Arbeit zu kommen, braucht sie den grossen Zusammenhang einer anthroposophischen Gesellschaft. Deswegen beschäftigt sie sich zunächst mit dem Versuch, all die anthroposophischen Bemühungen in Japan in Verbindung mit einander zu bringen.
Dabei versteht sie die Anthroposophie so, dass sie die lebende Weisheit der Menschheit darstellt. Damit das Wissen oder die Wissenschaft anfängt zu leben, muss es sich mit dem Fühlen und Wollen des Menschen verbinden. Sonst bleibt es kalt und tot. Zugleich sollte das Wissen nicht einseitig vom Fühlen oder Wollen beeinflusst werden. Sonst wird es nicht zur wahren Wissenschaft. Eine Geisteswissenschaft, wie sie Rudolf Steiner anstrebte, könnte man so verstehen, dass damit eine lebende Wissenschaft gemeint ist, in der nicht nur das Denken sondern auch das Fühlen und Wollen, nicht mit einander vermischt sondern sich selbst rein bewahrend und gegenseitig unterstützend, mitwirken. Die Übungen, die Rudolf Steiner angegeben hat, zeigen, wie eine solche Zusammenarbeit vom Denken, Fühlen, Wollen in jedem einzelnen Menschen ermöglicht werden kann. Dadurch wird einem eine vollere Weltansicht eröffnet als lediglich durch das Denken und Wissen.
Derartigen Versuche sind aber nur in einem Zusammenhang von Menschen möglich. Denn man kann nur in Verbindung mit seinem Partner, Mitmenschen, oder aber mit Verstorbenen sein Denken, Fühlen und Wollen voll entfalten. Eine anthroposophische Gesellschaft entsteht immer, wenn Menschen in Zusammenhang mit einander wahrhaftig denken, fühlen und wollen, ohne dabei irgendwie unterdrückt zu werden. Dann könnte im Gefäss dieses menschlichen Zusammenhanges eine Weisheit beginnen zu leben, die auch Anthroposophie oder Geisteswissenschaft genannt werden kann. Das heisst, eine lebende Weisheit braucht so einen menschlichen Zusammenhang, und die Anthroposophische Gesellschaft, die Rudolf Steiner begründete, war ein Versuch, dies mit gleichgesinnten Menschen dort, wo sie sich in der Welt finden, zu verwirklichen. Andrerseits lässt sich so eine Weisheit nicht auf eine bestimmte Gruppe von Menschen beschränken, sondern jeder Mensch nimmt, „ohne Unterschied der Nation, des Standes, der Religion, der wissenschaftlichen oder künstlerischen Überzeugung“ bewusst oder unbewusst an der Gestaltung der menschlichen Weisheit teil.
In diesem Sinne strebt eine anthroposophische Bewegung immer danach, eine menschliche Zusammenhang zu bilden, in dem eine lebende Weisheit entstehen kann. Daraus entsteht auch das Bemühen, eine anthroposophische Gesellschaft mit einer Freien Hochschule für Geisteswissenschaft zu gründen.
Daher ist es nur selbstverständlich, dass eine anthroposophisch arbeitende Gruppe sich immer im Zusammenhang mit anderen Gruppen und Menschen sehen möchte, damit die Weisheit, die in Menschen lebt, sich weiter entwickeln könnte. Daran könnte man den sozialen Impuls der Anthroposophie wahrnehmen. Und dieser soziale Impuls ist der gemeinsame Quelle für Medizin und Pädagogik. Denn es hängt von der Pädagogik ab, ob das Denken, Fühlen und Wollen im Menschen harmonisch entwickeln können, auf deren Grundlage die menschliche Weisheit als Ganzes, eine wahre menschliche Kultur von „lebendig werdender Wissenschaft, lebendig werdender Kunst und lebendig werdender Religion“, wie dies Rudolf Steiner formulierte, entstehen und entwickeln könnte. Und Medizin ist die grosse weisheitsvolle Kunst, die dieses Streben der Menschen begleitet und immer dann eingreift, wo Nöte im individuellen und sozialen Leben entstehen.
In diesem ganzen Zusammenhang haben sich die bisherigen anthroposophischen Bemühungen bewegt. Und wenn diese auch teilweise unvollständig oder manchmal fehlerhaft erscheinen, haben wir eine reiche Summe von Erfahrungen und Einsichten, die durch unsere Vorgänger herbeigebracht worden sind. Auf dieser Grundlage möchte sich die Kolisko Gruppe in Verbindung mit den anderen Gruppen und Individuen, die in Japan und in der ganzen Welt anthroposophisch arbeiten, für eine fruchtbare Zusammenarbeit von Medizin und Pädagogik in brennenden Aufgaben der Zeit, soweit wir sie wahrnehmen können, sozial engagieren.